All posts by tuempeltown

Hintergrund und Geschichte von Tümpeltown

Politik & Wirtschaft wollen mitten in der Klimakrise 16 Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet Leinemasch in Hanover vernichten. Warum? Um den Südschnellweg um 10 m auf die Breite einer Autobahn auszubauen, statt verantwortungsbewusst Maßnahmen für eine klima- und sozialgerechte Mobilitätswende zu ergreifen. Anschauliche Infos zum geplanten Ausbau findet ihr bei Leinemasch BLEIBT: https://leinemaschbleibt.de/infotour/
Das ganze blieb und bleibt nicht unkommentiert. Seit Jahren protestieren verschiedenste Gruppen https://tuempeltown.blackblogs.org/2023/07/05/in-der-leinemasch-aktive-gruppen-ubersicht-distanzierung-von-der-bi/ gegen dieses irrsinnige Projekt. Die Aktionsformen reichten dabei von Klagen, Petitionen, Eilanträgen, Fahrraddemos mit tausenden Teilnehmenden, diversen regelmäßigen Infospaziergängen, Vorträgen, Mahnwachen, einer Blockade des Südschnellwegs und vielem mehr, bis hin zu einer symbolischen Probebesetzung als Kampfansage. Es wurde viel Öffentlichkeit, Aufklärung, Vernetzung und Diskurs geschaffen. Da Politik & Wirtschaft nichtsdestotrotz aufgrund ihrer kapitalistischen Interessen weiter an der geplanten Zerstörung und dem Ausbau festhalten, besetzte die Ende-Gelände-Ortsgruppe Hannover in der Nacht vom 30.09. auf den 01.10.2022 Bäume in der Leinemasch – das Barrio Tümpeltown war geboren. Wider den Erwartungen, innerhalb von drei, vier Tagen geräumt zu werden, besteht die Besetzung bis heute. Der Bau von Baumhäusern begann und es wird fortwährend ausgebaut, repariert und umgebaut – stets unterstützt von Leinemasch BLEIBT, bis Ende November auch durch eine Dauermahnwache. 
Im Herbst kam überraschend Olaf Lies, der niedersächsische Verkehrsminister, kurz nach der Landtagswahl ins Barrio, als die Rodung bevorstand. Da er keine unschönen Bilder durch eine Räumung wollte, bliebe zumindest Tümpeltown entgegen der ursprünglichen Planung für diese Rodungssaison verschont. Bald darauf war es so weit. Die Mahnwache, als Unterstützung, wurde vom ursprünglichen Standpunkt wegbeauflagt und eine polizeistaatliche Verbotszone verkündet. Die bewaffneten Handlanger*innen von Politik & Wirtschaft bzw. die Cops fuhren aus einer Mischung aus Machtdemonstration und Paranoia alles Erdenkliche auf Kosten der Steuerzahler*innen auf: über tausend Cops, eine Pferdequälstaffel, Klettereinheiten, Einzäunung mit Hamburger Gittern, eine „Behandlungsstraße“, durchgehende Ausleuchtung des Waldes durch das THW, welches eigentlich für Katastrophenschutz zuständig ist und sich hier mal wieder für das Gegenteil missbrauchen ließ, unzählige Cop-Karren und ein Polizeiboot (zu einer Baumbesetzung wohlgemerkt)…Nicht auf das Wort eines Politikers vertrauend waren wir auf eine Räumung gefasst und hielten Tümpeltown entsprechend besetzt. So wurden wir Zeug*innen davon, wie für Kapitalinteressen zig Bäume und Sträucher von der Schützenallee beidseitig des Schnellwegs bis direkt vor unser Barrio zerstört wurden – mitten in der Klimakrise. Eine*r von uns erklomm den angrenzenden Sportplatzzaun und unterbrach so die Harvester, welche eine Schneise durch die Leinemasch fraßen und eine trostlose Mondlandschaft hinterließen. Mit unserer Besetzung konnten wir eine weitreichendere Rodung, wie ursprünglich geplant, verhindern und es gibt noch viel zu verteidigen und erkämpfen!
Die Cops verpissten sich wieder und einige Zeit später lud Olaf Lies verschiedene Akteuer*innen zu einem Runden Tisch / Expert*innenrunde ein, um zu ergründen, wie es mit dem Projekt Südschnellweg weitergehen solle. Was es damit eigentlich auf sich hatte, brachte Eric Oehlmann, der Präsident der niedersächsischen Landesstraßenbaubehörde, auf den Punkt als er dieses Unterfangen öffentlich ganz unverhohlen als „genau den richtigen Ansatz um Akzeptanz für dieses Projekt […] zu erzeugen“ lobte. Um am Ende sagen zu können „Wir haben mit allen Seiten gesprochen…“ wurde vermeintliche Teilhabe an der Entscheidung, wie es weitergehen soll, suggeriert. Der Erhalt von Klima und Umwelt ist nicht verhandelbar und eine radikale klima- und sozialgerechte Mobilitätswende zwingend erforderlich! Deshalb nahmen wir die Einladung nicht an. Nachdem schon in der ersten Sitzung klar wurde, dass der Punkt Klimaschutz nur unter ferner liefen besprochen werden würde, verließ auch Leinemasch Bleibt den Runden Tisch. Nur das Bündnis gegen den Ausbau des Südschnellwegs  versuchte weiter hart in diesem Gremium für Vernunft und Übernahme von Verantwortung seitens Politik & Wirtschaft zu arbeiten. Nichtsdestotrotz war das Ergebnis leider wie zu erwarten: Der Ausbau soll wie geplant durchgeprügelt werden. Der Protest geht also weiter!
Die erste Rodungssaison ging somit vorbei und die Baufirma Porr hat zusammen mit der Abrissfirma Hagedorn zwei Container-Burgen an der Schützenallee errichtet und mit dem Bau der Behelfsbrücke für den Tunnelbau begonnen. Aber auch wir blieben nicht untätig. Tümpeltown ist inzwischen mehr als ein Ort des Widerstands. Tümpeltown ist ein offener Freiraum und somit ein Ort für verschiedenste Veranstaltungen, hierarchiefreies Zusammenleben, politische Aktionen, Lernen & Skillsharing, Politisieren, Chillen, Bauen, Vernetzen und freier Gestaltung für alle, die keine Faschos, Macker oder Cops sind und sich mit unseren Werten identifizieren können. Seit Sommer haben wir zudem Verstärkung von Egon und Gerda bekommen. Diese beiden Biber haben seither im Tümpel, der namensgebend für unsere Besetzung ist, ein Zuhause gefunden, wie unsere monatelangen Wildkameraaufnahmen beweisen. Gemeinsam kämpfen wir für das Ende von Kapitalismus, Staat, Patriarchat, Herrschaft, Rassismus und  Diskriminierung! Am 1. Oktober 2023 waren über 6.000 Menschen für die Leinemasch auf der Straße und Ende Gelände hat zeitgleich mit der Besetzung der Südschnellweg-Baustelle das fossile Weiter-so eindrucksvoll unterbrochen. Seitdem befinden wir uns wieder in der Rodungssaison. Räumung und Rodung drohen somit akut. Also komm bereits jetzt dazu und besetze mit! Leinemasch bleibt!

+++ Der Ausbau des Südschnellwegs stabilisiert globale Machtgefälle! +++

Gründe warum eine mittelfristige Nutzung von Straßen für den Individualverkehr und deren Ausbau, globale Machtgefälle, z.B. neokoloniale Strukturen und Rassismus stabilisieren:

– Rohstoffabbau/ Gewinnung für alle Autos: Verbrenner, wie E-Autos und Wasserstoffautos sind auf neokoloniale Strukturen angewiesen. (Ohne Ausbeutung von Mensch und Natur in Ländern die von Europa kolonialisiert waren, wären Rohstoffe und damit Autos nicht bezahlbar.)

– Die Produktion von Autos, die in der EU genutzt werden, passiert zu einem großen Teil in osteuropäischen, (Nicht-EU-) Ländern, unter schlechten Arbeitsbedingungen. Damit werden Machtgefälle zwischen Ost und West aufrecht erhalten.

– Die Automobil- und Bauindustrie sind wichtige Stützen des Kapitalismus. Da der Kapitalismus maßgeblich aus kolonialen Strukturen hervorgegangen ist und nur dank neokolonialer Strukturen fortbestehen kann, ist es ein zutiefst rassistisches System.

– Kapitalismus ist einer der wichtigsten Motoren für die Klimakrise und – da auf Ausbeutung und Neokolonialismus angewiesen – der wichtigste Grund für Klimaungerechtigkeit.

– Der Verkehrssektor und davon der Individual- verkehr sind für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes im Globalen Norden verantwortlich. Dies weiter auszubauen verschärft die Klimakrise und Klimaungerechtigkeit, da die Folgen am stärksten Menschen im Globalen Süden treffen.

Solidarität an alle Menschen, die von rassistischen, neokolonialen Strukturen unterdrückt werden sollen. Solidarität an alle schon immer dagegen Kämpfenden! Danke, dass wir Konzepte von euch lernen konnten! Kampf allen neokolonialen Strukturen! Gegen jeden Straßenausbau!

Links für weiterführende Informationen:

1. Rohstoffe: https://kurzelinks.de/4aac, https://kurzelinks.de/3ybx, https://kurzelinks.de/x91t

2. Produktion: https://kurzelinks.de/r75z

3. Kapitalismus und (Neo-) Kolonialismus: https://kurzelinks.de/hbaq

4. Kapitalismus und Klimakrise: https://kurzelinks.de/32aj, https://kurzelinks.de/ku9p

(gut fürs System-Verstehen, aber bietet keine Lösungsansätze und ohne ganzheitlich kritischen Blick)

5. Kapitalismus, Automobilindustrie und Klimakrise: https://kurzelinks.de/auj

#KapitalismusIstKlimaterrorismus

Alarmstufe: «gelb» 🟨 Wir befinden uns in der Rodungssaison!

(Erläuterungen zum Alarmsystem: https://kurzelinks.de/kmes)

+++++++++++++++++++++++

English Version:

+++ The expansion of the Southern Expressway stabilizes global power imbalances! +++

Reasons why the use of roads even in medium-term for private transport and their expansion stabilize global power imbalances, e.g. neo-colonial structures and racism:

– Raw material mining/ extraction for all cars: combustion engines, such as e-cars and hydrogen cars rely on neocolonial structures. (Without the exploitation of people and nature in countries that were colonized by Europe, raw materials and therefore cars would not be affordable).

– The production of cars that are used in the EU takes place to a large extent in Eastern European (non-EU countries) under poor working conditions. This maintains power imbalances between East and West.

– The automotive and construction industries are important pillars of capitalism. Since capitalism has emerged largely from colonial structures and can only continue to exist thanks to neo-colonial structures, it is a deeply racist system.

– Capitalism is one of the most important drivers of the climate crisis and, because it relies on exploitation and neo-colonialism, the most important cause of climate injustice.

– The transportation sector, including private transport, is responsible for a large proportion of CO2 emissions in the Global North. Expanding this further exacerbates the climate crisis and climate injustice, as the consequences hit people in the Global South the hardest.

Solidarity to all people who are to be oppressed by racist, neo-colonial structures. Solidarity to all those who have always fought against it!

Thank you for allowing us to learn concepts from you!

Fight all neo-colonial structures!

Against all road expansion!

Links for further information in next comment:

1. raw materials: https://kurzelinks.de/4aac, https://kurzelinks.de/3ybx, https://kurzelinks.de/x91t

2. production: https://kurzelinks.de/r75z

3. capitalism and (neo-)colonialism: https://kurzelinks.de/hbaq

4. capitalism and the climate crisis: https://kurzelinks.de/32aj, https://kurzelinks.de/ku9p

(good for understanding the system, but offers no solutions and lacks a holistic critical view)

5. capitalism, the automotive industry and the climate crisis: https://kurzelinks.de/auj

#CapitalismIsClimateTerrorism

Alert level: „yellow“ 🟨 We are in the deforestation season!

(Explanation of the alarm system: https://kurzelinks.de/g8im)

Tümpeltown – nur eine weitere Räumung einer Besetzung?

First things first: Ob wir hier geräumt werden, wird sich erst noch zeigen! Widerstandslos werden wir hier nicht abziehen, wenn die fossilen Ausbaupläne nicht gestoppt werden!

Aber: Wir haben die Räumungen von Heibo, Fecher, Lützi und so vielen andere Besetzungen erlebt. Was bedeutet eine mögliche Räumung für uns in Tümpeltown und für uns als Bewegung überhaupt?

Die Geräusche der Zerstörung der Harvester, die prügelnden Cops, die Kälte des Winters, die GeSa-Zellen und Repressionen – all das kennen wir. Aber was bedeutet das? Bauen wir Utopien auf um sie dann vom Staat zerstören zu lassen? Was erreichen wir mit diesem Protest und der Protestform (Wald-)Besetzung überhaupt? Oder kurz gesagt: Lohnt es sich? Lohnt es sich all die Zeit, Kraft und Liebe in solche Projekte zu stecken und dabei noch die eigene Gesundheit und Freiheit aufs Spiel zu setzen?

Die meisten Besetzungen werden früher oder später geräumt. Ist das als Scheitern zu begreifen? Manche Menschen sprechen von einem „produktivem Scheitern“ der linken Bewegung im Allgemeinen. Dabei wird das eigentliche Ziel nicht erreicht, aber dafür zumindest ein Teilgewinn erzielt. Da wird als ein Beispiel das Frauenwahlrecht aufgeführt. Der Protest, der dem voraus ging, strebte weitaus mehr an als ein Wahlrecht – es ging um das Ende des tödlichen Patriarchats, wofür wir nach wie vor kämpfen. In unserem Kontext hier könnte „produktives Scheitern“ zum Beispiel so aussehen, dass die Zerstörung der Leinemasch und der Ausbau des Südschnellwegs wie geplant durchgeprügelt werden und dafür aber der Westschnellweg, der aktuell als nächstes dran sein soll, doch nicht ausgebaut wird. Klar, „produktives Scheitern“ ist besser als reines Scheitern, aber dabei sollten wir in meinen Augen nie vergessen, dass Teilzugeständnisse seit jeher dem fossilen System als Mittel dienen um Protest zu befrieden, zu assimilieren, zu spalten und somit zu entschärfen, sodass es, wie gehabt, fortbesteht.

Ich aber gehe nicht für Teilerfolge auf die Straße beziehungsweise in die Bäume. Ich kämpfe hier für eine von Kapitalismus, Staat, Patriarchat, Herschaft, Rassismus und etwaiger Diskriminierung befreite und solidarische Gesellschaft. Die Leinemasch für eine sozial- und klimagerechte Mobilitätswende zu verteidigen ist daher eine logische Konsequenz für mich. „Hast du den Kopf in den Wolken? Bleib doch mal realistisch!“ sagt mir da eine Stimme in meinem Kopf bei diesem zweifelsfrei hoch gestecktem Ziel. Ich aber bin davon überzeugt, dass Aktivismus weder sinnvoll noch nachhaltig sein kann, wenn er reformistisch statt revolutionär und intersektional ist. Wir brauchen keine sympotomatische Behandlung der Gesamtscheiße bzw. Reformismus des Systems. Damit brennen wir uns bloß aus. Wir müssen dieses System mit all seinen oben genannten Bausteinen einreißen und gemeinsam etwas neues aufbauen. Nur so kann das gute Leben für alle möglich werden. Der Kampf für eine befreite und solidarische Gesellschaft hat unzählige Schauplätze. Meiner ist die die Leinemasch.

Bei solch großen und komplexen Zielen ist es schwer Erfolge des Protests zu erkennen. Wir sind als Bewegung unfassbar schlecht darin eigene Erfolge anzuerkennen und zu feiern. Wie wenige kennen beispielsweise den Erfolg der Besetzung Acker Bleibt? Das gilt auch für die vielen kleinen Erfolge, da sie oft gar nicht erkennbar, aber vorhanden sind. Hat mein Kletterskillshare vielleicht zur Politisierung der Teilnehmenden beigetragen? Die Erfahrungen, die Skills und das Wissen, was wir in solchen Besetzungen erlangen sind solche Erfolge – Erfolge, die uns kein Cop der Welt mehr nehmen kann.

Im Endeffekt ist es eine Gratwanderung zwischen Erfolge anerkennen und feiern und sich gleichzeitig dabei aber auch nicht selbst zu belügen und das Ziel Systemchange nicht aus den Augen zu verlieren. Was wir mit Besetzungen wie Tümpeltown im Detail erreichen, wissen wir naturgemäß erst hinterher.

Sollte Tümpeltown fallen und die Leinemasch zerstört werden, wäre das ein Befeuern der Klimakrise, ein weiterer Angriff auf Biodiverisität und Umwelt, das Gegenteil einer sozial- und klimagerechten Mobilitätswende oder kurz gesagt ein derber Schlag ins Gesicht unserer Mitmenschen im Globalen Süden sowie kommender und junger Generationen überall.

Neben einem solchen fossilen Weiter-so, würde damit aber auch ein Freiraum, ein Zuhause und ein Ort der Bildung zerstört werden. Gewalt, Repressionen, Verletzungen und Trauma sind nicht selten die Folge von Räumungen. Unsere Bewegung wäre ohne Tümpeltown um einen widerständigen Ort ärmer.

Lohnen sich Waldbesetzungen also oder nicht? Stehen mögliche Erfolge und mögliche negative Konsequenzen in einem gescheiten Verhältnis zueinander? Auch hier gibt es nicht die eine Antwort. Das muss jede*r individuell für sich selbst beantworten, da es ja auch unterschiedlich ist, mit was für einer Zielsetzung mensch Teil der Besetzung ist.

Meine persönliche Antwort ist ganz klar: Waldbesetzungen lohnen sich. Klar lief und läuft hier längst nicht alles so, wie wir es uns wünschen, aber ganz gleich, wie es mit Tümpeltown ausgehen mag, wir haben schon so unfassbar viel erreicht! Wir haben weitaus mehr als Aufmerksamkeit und politische Diskurse erreicht. Eigentlich sollte Tümpeltown bereits in vergangenen Rodungssaison geräumt und zerstört werden, aber unser Protest konnte dies verhindern. Wir haben gezeigt, dass Widerstand Erfolg haben kann – auch wenn er gewaltfrei ist. Wir haben über das vergangene Jahr hinweg mehr als ein Ort des Widerstands geschaffen. Wir haben hier in Hannover einen offenen Freiraum aus dem Nichts geschaffen, einen Ort, wo wir ein hierarchiefreies Leben abseits der Mehrheitsgesellschaft erproben, ein Zuhause, ein Ort für Skillshares, Bildung und Selbstreflexion, ein Ort der Vernetzung und auch ein Ort für geselliges Beisammensein. Wir haben uns und andere politisiert und Skills zur entsprechenden Selbstermächtigung an die Hand gegeben und so vieles mehr… All das sind Erfolge, die uns keine*r mehr nehmen kann!

Ganz gleich wie die Geschichte von Tümpeltown weiter geht, wir werden weitermachen! Wir machen nicht nur weiter, weil wir die Verantwortung, der sich Politik & Wirtschaft verweigern, tragen. Wir machen weiter, weil wir im Gegensatz zu dem fossilen System eine Perspektive kennen, für die wir kämpfen werden!

Das Ende ist offen. Also lasst uns kämpfen! Leinemasch bleibt!

[Anmerkung: Dieser Text wurde am 06.10.2023 verfasst und stellt die Sicht einer Einzelperson dar und spricht somit nicht für alle in Tümpeltown.]

Statement zum heißen Herbst

Mit unserer Auftaktveranstaltung am 18.09.23 haben wir gemeinsam mit Leinemasch BLEIBT, Fridays for Future und Ende Gelände auf der Bühne und noch mehr Gruppen im Rücken klar gemacht, dass wer Straßen sät, Protest ernten wird! Bei der Pressekonferenz war der Saal randvoll und auch der Markt der Möglichkeiten, wo Menschen sich informierten und vernetzten, war ein voller Erfolg!

Hier eine Zusammenfassung: https://leinemaschbleibt.de/der-herbst-wird-heiss-in-hannover

Hier das Video von unserem Statement: https://kurzelinks.de/gyn3

Hier das Statement als Text:

Die Klimakrise wird nicht kommen, denn sie ist längst da.

So besetzen wir seit circa einem Jahr die Bäume der Leinemasch, denn die Klimakatastrophe wütet. Insbesondere im globalen Süden sorgt sie bei unseren Mitmenschen bereits jetzt für Leid, Flucht und Tod.

Ist es da nicht komplett zynisch, dass es hier Leute noch wagen darüber zu diskutieren, ob Straßen ausgebaut werden und sich damit in den Neokolonialismus einreihen? Hier emittieren und profitieren – dort zerstören und ausbeuten. Die Greenwashing-Scheinlösung E-Autos sind da übrigens auch ein gutes Beispiel für sowie die rückschrittliche Fortführung von Individualverkehr…

Beim geplanten Ausbau des Südschnellwegs geht es um weitaus mehr als ein Naherholungsgebiet, gigantische Steuerverschwendung, Flächenversieglung, Zerstörung von Fahrradwegen und auch um mehr als die 16ha Wald, die wir jetzt mehr brauchen als je zuvor.

Es geht darum, dass hier das tödliche kapitalistische System seine hässliche Fratze ganz unverhohlen in verschiedensten Facetten zeigt.

Es wird nicht einmal, wie sonst oftmals, so getan als wäre irgendwer in Politik & Wirtschaft um eine Mobilitätswende – geschweige denn um eine sozial- und klimagerechte Mobilitätswende – bemüht.

Stattdessen sollen mitten in der Klimakrise weiter Straßen wie der Südschnellweg ausgebaut werden und somit weiter Öl ins bereits lodernde Feuer gekippt werden. Wofür? Allein dafür, dass sich Kapitalist*innen von Straßenbau und insbesondere der Automobil-Industrie durch den Staat und seine Politik sowie uniformierten Schläger*innen noch weiter bereichern können.

Dabei scheint es auch überhaupt keine Rolle zu spielen, dass so ein wertvolles Biotop wie die Leinemasch zerstört werden soll, obwohl wir uns im größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier befinden. 150 ganze Arten sterben jeden einzelnen Tag. So soll es auch unseren Bibern ergehen. Ciao, ciao Egon & Gerda…

Ironischer Weise würde tatsächlich auch die Verkehrssicherheit sowie der Verkehrsfluss auf dem Südschnellweg durch den Ausbau reduziert statt verbessert werden.

Der Punkt ist, dass der Südschnellweg-Ausbau, wie auch Polizeigewalt, kein Einzelfall ist. Er ist nur ein Beispiel von vielen. So wird bereits mit dem Ausbau des Westschnellwegs gedroht. Das Problem liegt aber noch viel tiefer als die von der Auto-Lobby kreierten Ausbaupläne. Das Problem ist das zugrundeliegende System.

Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Systemchange not Climatechange mehr als nur eine Parole ist! Wir haben es satt an Politik & Wirtschaft zu appellieren und wir haben es satt uns an reformistischer symptomatischer Behandlung der Gesamtscheiße abzuarbeiten. Wir kämpfen für eine von Kapitalismus, Staat, Patriarchat, Herrschaft, Rassismus und etwaigen Diskriminierungsformen befreite und solidarische Gesellschaft! Nur wenn wir diese Bausteine des Systems einreißen und zertrümmern haben wir eine Chance. Nur so ist das gute Leben für alle möglich! Und es ist möglich! So ist auch unser Kampf gegen den Ausbau des Südschnellwegs intersektional.

Klimagerechtigkeit ist dabei eine unverhandelbare Existenzfrage für uns alle. Somit sind wir dazu gezwungen die Verantwortung tragen, da es Politik & Wirtschaft offenkundig nicht tun. Klimaschutz reicht dabei nicht. Es braucht Klimagerechtigkeit und somit eine Mobilitätswende, die sowohl sozial- als auch klimagerecht ist.

Dafür sind wir hier. Dafür besetzen wir die Bäume der Leinemasch. Dafür werden wir uns der Zerstörung trotz der drohenden polizeistaatlichen Repressionen und Gewalt der Cops in den Weg stellen. Dafür steht Tümpeltown. Und wir stehen hier nicht alleine! Gemeinsam werden wir uns der fossilen Scheiße in den Weg stellen!

Wir sind dabei unendlich dankbar für alle, die mit uns zusammen kämpfen und unendlich dankbar für alle, die uns unterstützen – seien es Anwohnende, die uns Material spenden oder die Menschen in Berlin, die in genau diesem Moment in der Rigaer Straße eine Mobi-Veranstaltung auf die Beine stellen. Anders geht es auch gar nicht. Alleine wären wir nie so weit gekommen. Aber wir sind nicht alleine!

Es liegt in der Verantwortung von jedem einzelnen Menschens aktiv zu werden – auf welche Weise auch immer. Kommt alle in die Leinemasch! Zusammen sind wir eine Bewegung – eine Bewegung, die sich dem Südschnellweg-Ausbau und dem gesamten fossilen System in den Weg stellt. Schluss mit kapitalistischer Dystopie! Für eine befreite und solidarische Gesellschaft!

You can’t evict a movement!

Wir sehen uns am 01.10. – wie auch zu Tag X – auf der Straße und in den Bäumen. Alerta!

Biber besetzen die Leinemasch

— English version below —

Pressemitteilung 24.08.23


Waldbesetzung Tümpeltown – Biber siedeln sich im Tümpel an
KIPPT DER BIBER JETZT NOCH DEN SCHNELLWEGAUSBAU?

Hannover – Die Waldbesetzung „Tümpeltown“, die sich seit fast einem Jahr erfolgreich einer Rodung der Leinemasch widersetzt, hat nun unerwartete Unterstützung erhalten: in dem namengebenden Tümpel haben sich zwei Biber angesiedelt und einen arttypisch unterirdischen Bau angelegt. Da die nach EU-Naturschutzrichtlinie streng geschützte Art in dieser sensiblen Phase der Fortpflanzung nicht gestört oder gar gefangen werden darf, wird dies eine erhebliche Komplikation, wenn nicht gar das Aus für den Schnellwegausbau bedeuten.

Bereits kurz nach Beginn der Besetzung im Oktober 2022 konnten wir Besetzer*innen immer wieder einen Biber im Tümpel und am Ufer beobachten und berichteten uns nahestehenden fachkundigen Personen davon. Das führte zu der Idee, in der Nähe des vermuteten Biberbaus sog. Wildkameras zu installieren, um die Tätigkeit der nachtaktiven Tiere mittels Infrarotaufnahmen zu dokumentieren. Tatsächlich konnten die aufgenommenen Filmszenen sehr schnell Gewissheit bringen, dass es sich sogar um zwei Biber handelt, die den Tümpel nicht nur zur Nahrungssuche nutzen: regelmäßig tauchten die Tiere an der immer gleichen Stelle unmittelbar vor dem Ufer ab. Deutliches Zeichen dafür, dass hier der Eingang eines Baus liegen muss. Biber graben bevorzugt eine Höhle in die Uferböschung, wobei der Eingang unter Wasser liegt, weil so ihren wenigen Fressfeinden, wie Fuchs, Uhu oder Seeadler, der Zugang verwehrt bleibt (die berühmten „Biberburgen“ aus Zweigen und Ästen sind eher eine Ausnahme).

Einer der Besetzer*innen, der sich „Wikinger“ nennt, beschreibt, wie es dann weiterging: „Anfangs dachten wir noch, es würde sich nur um einen einzelnen Biber handeln. Wir haben ihn übrigens Egon genannt. Dank der Aufnahmen wissen wir jetzt, dass es tatsächlich zwei sind: Egon & Gerda! Um den Schutz der Tiere sicherzustellen, haben wir schon sehr frühzeitig Kontakt zur Naturschutzorganisation NABU aufgenommen, für deren Unterstützung und Beratung wir uns herzlich bedanken.“

Der NABU Niedersachsen hat in diesen Tagen die Meldung „offiziell“ an die zuständige Untere Naturschutzbehörde gegeben, für die Region Hannover ist dies das Dezernat Umwelt, Klima, Planung und Bauen. „Das Pikante an der Sache“, berichtet Wikinger weiter, „ist ja, dass der Tümpel im Rahmen des Südschnellwegausbaus trocken gelegt werden sollte. Die Fläche war einerseits als Abstellplatz für Baumaschinen gedacht und andererseits würde der verbreiterte Damm – wenn es denn dazu kommt – bis ans jetzige Tümpelnordufer reichen. Vor der Trockenlegung müssten die Biber allerdings umgesiedelt werden, aber das ist laut EU-Recht verboten. Biber sind streng geschützt, sie stehen auf der Roten Liste.“

Was passiert nun mit dem Schnellwegausbau? Dazu Besetzer*in Belgrad: „Wir Tümpeltown-Besetzer*innen bereiten uns seit Wochen intensiv auf die bevorstehende Rodungssaison und eine drohende Räumung vor. Eins ist für uns ganz klar: Egon & Gerda, unsere Tümpeltown-Biber, haben sich hier gerade einen neuen Lebensraum geschaffen und diesen werden wir genauso vehement verteidigen wie unsere Baumhäuser, wenn es drauf ankommt. Wir erwarten aber, dass der Bund als Bauherrin und die Straßenbaubehörde als Ausführende des Schnellwegausbaus EU-Recht respektieren und die Finger von den Bibern und dem Tümpel lassen. Spätestens jetzt müssen Politik und Behörden umdenken: Mit einer Sanierung des Schnellwegs im Bestand und dem Verzicht auf die Verbreiterung, wie es auch die Aktivist*innen von LeinemaschBleibt und mit ihnen ein breites bürgerliches Bündnis fordern, wäre alles ganz einfach. Die Autos könnten fahren – es müssen sowieso deutlich weniger werden, damit Klimaziele erreicht werden können –, die wunderschöne Leinemasch bliebe erhalten und die Menschen hier könnten sich auch in Zukunft noch an Bibern erfreuen.“

Press release 24.08.2023

Forest occupation Tümpeltown – Beaver settle at the pond
Does the Beaver overturn the Südschnellweg expansion?

Hanover- The forest occupation „Tümpeltown“, which since almost a year successfully fights against a clearing in the „Leinemasch“ did now receive unexpected support: two beavers settled in the name giving pond and build a burrow typical for the species. Since this species is
marked as strictly protected by the EU-guideline for nature protection, they can not be disturbed or even catched. This is going to be a significant complication, if not the end for the expansion of the „Südschnellweg“.

Shortly after the start of the occupation in October 2022, we occupants could repeatedly observe a beaver in the pond and on the shore of it and told competend persons, who are close to us, about it.
That lead to the idea to install camera traps near to the assumed burrow, to document the activity of the nocturnal animals through infrared images. The recorded video scenes actually brought certainty very quickly, that there were even two beavers, that do not only use the pond for the search of food. The animals regularly submerged at the same place directly at the shore. A distinct sign, that the entrance of a burrowis there. Beavers preferably dig a den in the embankment, where the entrance lies underwater, because in this way the few natural enemies, like the fox, the eagle owl or the white-tailed eagle are prohibited from entering ( the famous beavers lodges made with sticks and branches are rather the exception).

One activist/forest occupant called “Wikinger”, describes, how this proceeded: “In the beginning we thought that there was one singular beaver. We named the beaver Egon by the way. Thanks to the recordings we now know, that there are actually two of them: Egon & Gerda! To ensure the safety of the animals, we contacted the nature protection organisation NABU early on, which we thank for their support and advising.”

NABU Niedersachsen handed the announcement to the responsible lower nature conservation authority, which for Hanover is the department of environment, climate, planning and building. “The piquancy of the matter” , Wikinger goes on to tell, “is, that the pond is supposed to get dryed as part of the “Schnellweg” expansion. On the one hand the area was intended as parking place for construction machines and on the other hand the broadened dam – when it comes to that – would reach all the way to the north shore of the pond. Before the drying, the beaver would have to be relocated, but this is prohibited by EU-Law. Beavers are heavily protected, they are on the red list.”

What happens now with the expansion of the “Südschnellweg”? Occupant Belgrad says:” We Tümpeltown Occupents intensely prepare ourselves for the upcoming clearing season and the threat of a clearing. One thing is clear for us: Egon & Gerda, our Tümpeltown Beavers, have currently created a new habitat here and if needed we will defend it as
vehemently as our tree houses. But we expect that the “Bund” as head of construction and the agency for street building as the executing one of the “Schnellweg” expansion respect EU-laws and leave the beavers and the pond alone. At the latest Politics and government agencies have to rethink now: With a renovation/reconstruction and by quitting the expansion, as activists from LeinemaschBleibt and with them a brought civil alliance demand it, everything would be really easy. The cars could drive – they would have to get much less anyway, to make sure that climate goals can be reached-, the beautiful Leinemasch would survive and the people here could still enjoy the beavers in the future!

Kaffee & Kuchen in Tümpeltown

Wir sind Menschen der lokalen Waldbesetzung, die einen Raum geschaffen haben, der sowohl Protest für eine sozial und klimagerechte Mobilitätswende als auch eine aktiv gelebte Utopie eines hierarchiearmen und solidarischen Zusammenlebens ist. Das wollen wir mit euch teilen und laden euch zu Kaffee und Kuchen ein, wollen euch einen Einblick in unsere Motivation bieten und freuen uns auf offene Gespräche. Jeden Sonntag um 15:30 ab dem 20.08. bis zum 01.10. (Großdemo und Beginn der Rodungssaison). Wir würden uns wünschen, wenn jede*r eine Kleinigkeit mitbringt (bitte vegan).

Warum wir vermummt sind

Als Aktivist*innen stehen wir im Fokus staatlicher Repressionen. Deshalb vermummen wir uns zum Schutz unserer Identitäten und nicht um abschreckend auszusehen. Unter unser Vermummung lächeln wir. 🙂

Wir freuen uns auf euch!

Eure Besetzung Tümpeltown

Coffee & Cake in Tümpeltown

We are people of the local forest occupation, who have created a space that is both a protest for a socially and climate-friendly mobility transition as well as an actively lived utopia of a low hierarchy and solidary living together. We want to share this with you and invite you to coffee and cake, offer you an insight into our motivation and look forward to open discussions. Every Sunday at 15:30 from 20.08. until 01.10. (big demo and beginning of the clearing season). We would like everyone to bring a little something (vegan please).

Why we are hooded

As activists we are targets of state repression. That’s why we are masked to protect our identities and not to look scary. Under our hoods we smile. 🙂

We are looking forward to you!

Your Tümpeltown

„Geht mal arbeiten!!“

Unter all dem Gepöbel, was mensch als Aktivist*in immer mal wieder zu hören oder zu lesen bekommt, taucht diese plumpe Aufforderung auf: „Geht mal arbeiten!“. Je öfter und je länger ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich sie.

Arbeite ich nicht? Sei es eine Waldbesetzung, andere aktivistische Arbeit oder ganz zu Schweigen von Care Arbeit wie Putzen, Kochen usw. – das alles ist zweifelsohne Arbeit. Nur wird diese nicht bezahlt und wird deshalb in diesen kapitalistischen Verhältnissen unsichtbar gemacht und abgewertet.

Aber wer brüllt denn da „Geht mal arbeiten!“? Das Jobcenter ist es wohl eher nicht sondern vielmehr Menschen, die einer Lohnarbeit nachgehen. Warum interessiert es diese Menschen, was ich mache? Warum treten diese Menschen gemäß der Doktrin des Kapitalismus nach unten (wo sie mich zumindest verorten würden) statt über sich zu den Ausbeuter*innen blicken? Ausgebeutet werden, konsumieren, sterben – ist das wirklich ein erstrebenswerter Lebensentwurf? Glauben diese Menschen kleine Kapitalist*innen zu sein obwohl sie lohnarbeiten? Was ist das für ein Klassenbewusstsein? Ein einziges Prozent der Weltbevölkerung besitzen mehr als die übrigen 99 Prozent zusammen. Glaubt noch irgendwer die ganzen Lügen wie „American Dream“ oder „Trickle Down Effect“?

Oder wird der ganze Frust und die ganze Wut, die durch die menschenfeindliche System hervorgerufen wird, an der Stelle auf Aktivist*innen, die dem zu entfliehen versuchen, projiziert? Ich für meinen Teil habe nach Jahren der Lohnarbeit/Ausbeutung beschlossen nicht mehr für sondern gegen dieses tödliche kapitalistische System zu arbeiten. Ich möchte mich nicht kaputt machen lassen für die Profite weniger, ich möchte keine Steuern zahlen für diese klimaterroristische Politik, Cops, AfD, Frontex usw… Ich möchte frei sein. Ich möchte arbeiten, aber für eine besserere Welt. Mir ist bewusst, dass dieser Weg ein Privileg ist, dass nicht alle haben, aber Privilegien sind auch dazu da um sinnvoll genutzt zu werden und das möchte ich versuchen so gut ich nur kann.

Ich träume von einer Welt in der wir solidarisch zusammenleben. Frei von Leistungszwang, Verwertungslogik, Eigentum und Geld bzw. Tausch-Logik. Jede*r bringt sich nach individuellen Fähigkeiten und Interessen ein. Jede*r erhält, was individuell benötigt wird. Eine Gesellschaft, die Kapitalismus, Staaten, Patriarchat, Herrschaft, Rassismus und etwaigen Diskriminierungsformen befreit ist, das ist mein Traum.

In diesem Sinne: Lasst mal arbeiten gehen! Gegen diese kapitalistische Dystopie für eine bessere Welt! Und das gerne gemeinsam Hand in Hand statt gegeneinander…

Twitter: autokratisch, neoliberal, zunehmend faschistisch

Wir wechseln von Twitter zu Mastodon. 

Warum tun wir das?

Seit Elon Musk Twitter übernommen hat, hat er die Plattform so umgebaut, dass sie nicht nur zu einer Bühne für Faschismus und Verschwörungstheorien geworden ist, sondern dies auch im gesellschaftlichen Diskurs normalisiert. 

So entsperrte er unter dem Narrativ von „extremer Redefreiheit“ zahllose rechtsextreme, antisemitische, rassistische, verschwörungsidiologische, frauenfeindliche und transfreindliche Accounts. Dies hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, das ist menschenfeindliche und tödliche Diskriminierung und kann somit keine Meinung und erst recht keine Freiheit sein. Aber gerade im Neoliberalismus werden Diskriminierung oder diskriminierende Praktiken immer wieder als angebliche individuelle (Meinungs)Freiheit und damit als besonders schützenswert verkauft. Dies nutzen vor allem Autokrat*innen, Faschist*innen und Millionär*innen, um ihre Machtposition oder Strukturen, die diese schützen – wie die Polizeiapparate – zu rechtfertigen, auszubauen und zu sichern. Zumeist weiße reiche cis-Männer, die von Rassismen, dem Patriarchat, Klassismus, Faschismus und Kolonialismus profitiert haben und diese Formen von Diskriminierung weiter brauchen, da dies ihre Position rechtfertigt und erhält.Musk als zweitreichster Mensch auf der Welt, der weiß und ein cis-Mann ist, passt nicht nur sehr gut in dieses Bild, er setzt dies auch um. 

Hier eine genauere Erläuterung, wie er scheinbar mehr Mitbestimmung ermöglicht, aber in Wahrheit diese immer weiter einschränkt: Musk hat das Unternehmen und weitere Aktienanteile gekauft, Twitter als Aktienunternehmen aufgelöst, zahllose Mitarbeitende und Chefs entlassen sowie beratende Expert*innen-Räte aufgelöst. Damit hat er sich eine Plattform erkauft, die für eigene Propaganda ausbaubar und nutzbar ist, in einer absolut autokratischen Form. 

Währenddessen sperrt er (gegen ihn) kritische oder linke Journalist*innen und ändert die Plattformregeln zunehmend so ab, dass sie linke und progressive Äußerungen unterbindet. Bezahlt aber von ihm ausgewählte Journalist*innen für von ihm in Auftrag gegebene Recherchen und die Bekanntmachung der Ergebnisse -meist zu Inhalten, die bereits bekannt waren und nur als scheinbare Profesionalisierung oder Instrumentalisierung der eigenen Handlung dienen.  Diesen Umgang mit journalistischer Arbeit zeigt Musk nicht nur bei Twitter, vielmehr nutzt er Twitter nun dafür. Tesla hat bereits 2020 seine Pressestelle geschlossen und macht alles an Öffentlichkeitsarbeit über Twitter. Musk framed den Nachrichtendienst immer wieder als Möglichkeit, selbst Pressearbeit zu machen und verkündete mehrfach, dass Pressearbeit unnötig sei. Allerdings ist repräsentative Pressearbeit wegen der Richtlinien nicht auf Twitter möglich. Durch die Abschaffung der Pressestelle und die Richtlinien bei Twitter erschwert Musk effektiv eine kritische und damit freie Berichterstattung über Tesla im allgemeinen. Und vor allem deligitimiert er die Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit von Pressearbeit im Allgemeinen und schafft ein Negativ-Vorbild für andere Unternehmer*innen. Damit gefährdet und schränkt Musk nicht nur auf Twitter die Meinungsfreiheit ein sondern trägt das bis in die restliche Gesellschaft rein. Übrigens: wer die Pressestelle von Twitter anschreibt, bekommt als automatische Antwort das Scheisshaufen-Emoji!

Ein weiteres Beispiel für Musks autokratisches Verhalten und freiheitliches Framing ist sein Umgang mit Umfragen. Er nutzt immer wieder nicht repräsentative Umfragen, um scheinbar Twitter-Nutzer*innen über das Vorgehen bei Twitter mitentscheiden zu lassen. Diese sind aber meist absehbar pro Musk, da sich vorher durch das Rückholen von Faschos und Verdrängen von kritischen User*innen ein günstiges Publikum geschaffen wurde. Auch ist meist nicht klar, worüber im Detail abgestimmt wird und ob die Abstimmung überhaupt die Umsetzung beeinflusst. Dies assimiliert Partizipation und Emanzipation, während Hierarchien und Autorität weiter aufgebaut werden. 

Hier eine nähere Ausführung des oben angeschnittenen Umgangs Musks mit Rechten und dem Nutzen, den er davon trägt: Denn er fördert nicht nur jegliche Form von faschistischen und reaktionären Narrativen, indem er mit solchen Accounts schreibt, ihnen öffentlich zustimmt oder ihren Inhalt repostet. (Beispielsweise von Antisemit*innen wie Kanye West, prominenten Rechten  Verschwörungsideolog*innen und Impfleugner*innen, wie einem Account der den sogenannten QAnon-Schamanen, bekannt durch den Sturm aufs Capitol, unterstützt.) Er schreibt auch selbst Posts, die in jegliche Richtung diskriminierend sind, wie Verharmlosungen vom Sturm aufs Capitol, Bilder mit Meloni oder der Behauptung, dass „cis“ ein Schimpfwort wäre, was mittlerweile auch offiziell von Twitter in die eigenen Richtlinien übernommen wurde und genutzt wird, um gegen Accounts vorgehen zu können oder diese zu sperren.Die Mischung von einer Bühne nach eigenen Regeln bieten, Interaktion und selbst eigenen Content schreiben, sorgt dafür, dass sowohl Musk als auch die Faschos voneinander profitieren. Die Faschos wirken dadurch seriös, als dass ihnen eine Bühne von einem (nach klassistischer Logik) seriösen Mann geboten wird, der das, was sie schreiben, unterstützt und als freiheitlich framed. Musk profitiert davon, dass jetzt scheinbare Massen radikal(eren) Content schreiben als er und seine Aussagen so gesellschaftsfähig machen. Wie er das für sich nutzt, lässt sich an mehreren Stellen belegen. Ein Beispiel wäre, dass er ganz offen antisemistische Verschwörungsideologien aufgreift und für eigenen Content nutzt, um einen Geschäftsmann jüdischer Herkunft zu deligitimieren, nachdem dieser seine Tesla-Aktien verkauft hatte. Insgesamt hat der Antisemitismus auf Twitter in den letzten Monaten dramatisch zugenommen. Mehr Informationen dazu, mit welchen Accounts Musk interagiert, welche rassistischen Narrative sie oder er nutzen und zu Musks Nutzung von Antisemitismus findet ihr hier: https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/antisemitismus-musk-radikalisiert/

Was bei der Analyse der Faschisierung von Twitter nicht hinten runter fallen darf, ist dass dies nur ein Symptom von einem strukturellen Problem ist. (Also, dass Medien von einer Person aufgekauft werden können, die dann entscheidend den Diskurs beeinflussen kann und damit die öffentliche Meinung.) Das Problem heißt vor allem Kapitalismus, Klasissmus und Staat, der diese beiden Strukturen aktiv nutzt und mit Gesetzgebung und Exekutive schützt. Besonders gefährlich daran ist, das alles profitabel sein muss, auch Medien, und somit eine massive Beeinflussung des gesellschaftlichen Diskurses käuflich wird und dort Menschen mit viel Vermögen einen Vorteil haben. Da die Existenz Superreicher von Kapitalismus und Klassismus abhängen und die wiederum von diskriminierenden Strukturen, besteht hier ein großes Interesse, eben jene zu erhalten.Eat the rich and the states wäre wohl der sicherste Weg Meinungs-, Pressefreiheit und Menschenrechte zu schützen. Der Trend, dass Print-/ Soziale Medien, die sowieso schon mehrheitlich Großkapitalist*innen gehören, weiter aufgekauft und zusammengelegt werden, ist nämlich seit Jahren ungebrochen. Genau so wie eine Zunahme rechter und autoritärer Staaten samt Einschränkungen, die auch Auswirkungen auf die Pressefreiheit haben. Twitter ist hier zwar ein sehr extremes Beispiel, aber eben doch eher eine Verschärfung als aus dem nichts kommend und vor allem mit eventuellen Potential, ein Vorzeigeprojekt zu sein. 

Bevor noch einmal eine abschließende Auflistung von Gründen folgt, Twitter zu verlassen, hier noch ein weiteres Argument mit Erklärung. 

Eine Nutzung von Twitter, ohne den rechten Diskurs mitzutragen, wird mit Elon Musk an der Spitze nicht möglich sein. Wenn gezielt Inhalte gesperrt werden oder als Beleidigung behandelt werden, die links oder kritisch sind, (wie letzte Woche das Wort „cis“) dann können sie nur noch entkernt geschrieben werden. Es müssten rechte Tweets unkommentiert stehen gelassen werden. Dort zu bleiben, hieße , sich zu assimilieren und nicht mehr links(radikal)/ antifaschistisch schreiben zu können und damit den Rechten noch mehr Raum zu geben.  

Also zusammenfassend noch einmal die Gründe, Twitter zu verlassen: 

1. Twitter wird zu einer autokratischen bis faschistischen Plattform umgebaut.
2. Faschos, Rechte, Antisemit*innen, Verschwörungsideolog*innen, queer- und frauenfeindliche Menschen verbreiten dort (vermehrt) ihre menschenfeindlichen Lügen.
3.Dort zu bleiben, hat einen legitimierenden Effekt.
4. Die Plattform verschiebt den gesellschaftlichen Diskurs und damit das Machbare nach rechts.
5. Die Pressearbeit wird durch Twitter zunehmend deligitimiert.
6. Es kann als Vorzeigebeispiel für andere superreiche Autokrat*innen dienen.
7. Die Regelungen auf Twitter lassen zunehmend nur Assimilation zu.
8. Insgesamt ist die Plattform zu einer Gefahr für das gesellschaftliche Zusammenleben geworden und vor allem für von Diskriminierung betroffene Menschen. 

Aber was sollen wir tun? 
Nutzt andere (aktivistische) Social Media, unterstützt diese und fordert andere dazu auf, das auch zu tun, baut gemeinsam anarchistische und diskriminierungsfreie Soziale Medienplattformen auf, organisiert, unterstützt und solidarisiert euch zum Kampf gegen das System, das diesen Umbau von Twitter und die allgemeine Gefahr für Meinungs- und Pressefreiheit sowie Menschenrechte ermöglicht und die Konsequenzen, die das hat: Klassismus, Kapitalismus, Staat und Herrschaft, Rassismen, Antisemitismus, koloniale Kontinuitäten, das Patriarchat, Queerfeindlichkeit und Verschwörungstheorien! Damit schränkt ihr solche Entwicklungen ein oder entzieht ihnen sogar die Grundlage! 

Solidarität mit allen von Diskriminierung betroffenen!
Lasst uns gemeinsam gegen zunehmnde Autorität kämpfen und für diskriminierungsfreie Gesellschaften! Und lasst uns weiter radikal darüber berichten, gegen was und vor für allem was wir kämpfen!


Quellen und weiterführende Links:

Allgemein Kauf von Twitter, kein Aktienunternehmen mehr, angebeliche Redefreiheit:  https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/antisemitismus-musk-radikalisiert/, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/musk-twitter-103.html
Sperren von kritischen Accounts: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/twitter-sperre-journalisten-101.html
Umgang von Tesla mit Presse: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Tesla-macht-die-Pressestelle-dicht-article22112860.html
Zum Thema Transfeindlichkeit: https://futurezone.at/digital-life/elon-musk-cisgender-cis-beleidigung-twitter-umfrage-trans/402495153
Auflösung von Kontrollgremium: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/twitter-loest-kontrollgremium-auf-101.htmlTwitter holt Rechtsextreme zurück: https://netzpolitik.org/2022/twitter-amnestie-elon-musk-holt-die-rechtsextremen-zurueck/
Entlassungen bei Twitter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/twitter-entlassungen-103.html
Elon Musk und Antisemitismus: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/elon-musk-george-soros-magneto-und-der-judenhass/, https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/antisemitismus-musk-radikalisiert/

In der Leinemasch aktive Gruppen – Übersicht & Distanzierung von der BI

Gegen des Ausbau des Südschnellwegs in Hannover und für den Erhalt der Leinemasch sind verschiedene Gruppen aktiv. Die Beweggründe, Haltungen und Aktionsformen unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe. Dieser Text soll zum einen einen kurzen Überblick verschaffen und zum anderen unsere Distanzierung zur „Bürgerinitiative Leinemasch“ öffentlich machen.

Leinemasch BLEIBT (LmB) ist eine aktivistische Initiative, die verschiedene Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung sowie engagierte Einzelpersonen zusammenbringt. Sie organisiert bspw. Demos, Infospaziergänge, Mahnwachen und ist Teil vom Wald statt Asphalt Netzwerk.
Mehr Infos: https://leinemaschbleibt.de/ueber-uns/ & https://leinemaschbleibt.de/ueber-uns/unser-selbstverstaendnis/

Das Bündnis gegen den Ausbau des Südschnellwegs (Das Bündnis) ist ein Zusammenschluss aus lokalen Initiativen und Organisationen wie BUND, ADFC, NABU und ist die erste Gruppe, die überhaupt gegen den Ausbau des Südschnellwegs aktiv wurde. Es führt u.a. Gespräche mit der Politik und veranstaltet Info-Veranstaltungen.
Mehr Infos: https://hannovair-connection.de/buendnis-gegen-den-ausbau-des-suedschnellwegs-autoverkehr-reduzieren-alternativen-staerken/ & https://hannovair-connection.de/ueber-uns/

Diesen Gruppen sowie Gruppen wie Ende Gelände, die diese Besetzung initiiert haben, und den verschiedenen For Future Gruppen danken wir sehr für die vergangene, laufende und kommende Zusammenarbeit! Gemeinsam gegen den Ausbau des Südschnellwegs! Gemeinsam für den Erhalt der Leinemasch!

Wir – Tümpeltown (TT) – verstehen uns als autonome, anarchistisch geprägte, Waldbesetzung, offener Freiraum und auch als Teil des Wald statt Asphalt Netzwerks. Autonom meint, dass wir kein Teil einer der oben genannten oder sonst irgendeiner Gruppe sind. Wir sind um Intersektionalität bemüht und befassen uns deshalb mit diversen Themen.
Mehr Infos: https://tuempeltown.blackblogs.org/

Die Bürgerinitiative Leinemasch (BI), von der wir uns hiermit distanzieren, ist eine Gruppe, die rechtsoffen ist (mind. ein AfD-Mitglied in der Vergangenheit, offen für Tiefenökologie & Öko-Faschismus), Verschwörungserzählungen zulässt (z.B. bzgl. Corona), in ihrem Auftreten offen pro Cops & Herrschaft ist und trotz allem behauptet unpolitisch zu sein, was verdeutlicht, wie unreflektiert sie zudem ist. Besonders Anna Piquardt, von der sich Menschen immer wieder bedrängt fühlen, und Helmut Bärsch versuchen ständig perfide den Protest und dessen öffentliche Wahrnehmung für sich und ihre Ziele zu vereinnahmen.
Mehr Infos: https://helmutbaersch.de/bi-leinemasch-ziele/

Zu lange wurde versucht die BI zu ignorieren; zu lange wurden vergeblich versucht Gespräche mit ihr zu führen. Wir wollen grds. keine Spaltung des Protests um die Leinemasch, aber noch weniger wollen wir uns und unsere Ziele verraten, weshalb wir uns von der BI distanzieren und alle anderen auffordern möchten, es uns gleich zu tun.
Die Leinemasch ist kein Platz für Rechtsoffenheit, Geschwurbel und Stiefellecker*innen!