Hintergrund und Geschichte von Tümpeltown

Politik & Wirtschaft wollen mitten in der Klimakrise 16 Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet Leinemasch in Hanover vernichten. Warum? Um den Südschnellweg um 10 m auf die Breite einer Autobahn auszubauen, statt verantwortungsbewusst Maßnahmen für eine klima- und sozialgerechte Mobilitätswende zu ergreifen. Anschauliche Infos zum geplanten Ausbau findet ihr bei Leinemasch BLEIBT: https://leinemaschbleibt.de/infotour/
Das ganze blieb und bleibt nicht unkommentiert. Seit Jahren protestieren verschiedenste Gruppen https://tuempeltown.blackblogs.org/2023/07/05/in-der-leinemasch-aktive-gruppen-ubersicht-distanzierung-von-der-bi/ gegen dieses irrsinnige Projekt. Die Aktionsformen reichten dabei von Klagen, Petitionen, Eilanträgen, Fahrraddemos mit tausenden Teilnehmenden, diversen regelmäßigen Infospaziergängen, Vorträgen, Mahnwachen, einer Blockade des Südschnellwegs und vielem mehr, bis hin zu einer symbolischen Probebesetzung als Kampfansage. Es wurde viel Öffentlichkeit, Aufklärung, Vernetzung und Diskurs geschaffen. Da Politik & Wirtschaft nichtsdestotrotz aufgrund ihrer kapitalistischen Interessen weiter an der geplanten Zerstörung und dem Ausbau festhalten, besetzte die Ende-Gelände-Ortsgruppe Hannover in der Nacht vom 30.09. auf den 01.10.2022 Bäume in der Leinemasch – das Barrio Tümpeltown war geboren. Wider den Erwartungen, innerhalb von drei, vier Tagen geräumt zu werden, besteht die Besetzung bis heute. Der Bau von Baumhäusern begann und es wird fortwährend ausgebaut, repariert und umgebaut – stets unterstützt von Leinemasch BLEIBT, bis Ende November auch durch eine Dauermahnwache. 
Im Herbst kam überraschend Olaf Lies, der niedersächsische Verkehrsminister, kurz nach der Landtagswahl ins Barrio, als die Rodung bevorstand. Da er keine unschönen Bilder durch eine Räumung wollte, bliebe zumindest Tümpeltown entgegen der ursprünglichen Planung für diese Rodungssaison verschont. Bald darauf war es so weit. Die Mahnwache, als Unterstützung, wurde vom ursprünglichen Standpunkt wegbeauflagt und eine polizeistaatliche Verbotszone verkündet. Die bewaffneten Handlanger*innen von Politik & Wirtschaft bzw. die Cops fuhren aus einer Mischung aus Machtdemonstration und Paranoia alles Erdenkliche auf Kosten der Steuerzahler*innen auf: über tausend Cops, eine Pferdequälstaffel, Klettereinheiten, Einzäunung mit Hamburger Gittern, eine „Behandlungsstraße“, durchgehende Ausleuchtung des Waldes durch das THW, welches eigentlich für Katastrophenschutz zuständig ist und sich hier mal wieder für das Gegenteil missbrauchen ließ, unzählige Cop-Karren und ein Polizeiboot (zu einer Baumbesetzung wohlgemerkt)…Nicht auf das Wort eines Politikers vertrauend waren wir auf eine Räumung gefasst und hielten Tümpeltown entsprechend besetzt. So wurden wir Zeug*innen davon, wie für Kapitalinteressen zig Bäume und Sträucher von der Schützenallee beidseitig des Schnellwegs bis direkt vor unser Barrio zerstört wurden – mitten in der Klimakrise. Eine*r von uns erklomm den angrenzenden Sportplatzzaun und unterbrach so die Harvester, welche eine Schneise durch die Leinemasch fraßen und eine trostlose Mondlandschaft hinterließen. Mit unserer Besetzung konnten wir eine weitreichendere Rodung, wie ursprünglich geplant, verhindern und es gibt noch viel zu verteidigen und erkämpfen!
Die Cops verpissten sich wieder und einige Zeit später lud Olaf Lies verschiedene Akteuer*innen zu einem Runden Tisch / Expert*innenrunde ein, um zu ergründen, wie es mit dem Projekt Südschnellweg weitergehen solle. Was es damit eigentlich auf sich hatte, brachte Eric Oehlmann, der Präsident der niedersächsischen Landesstraßenbaubehörde, auf den Punkt als er dieses Unterfangen öffentlich ganz unverhohlen als „genau den richtigen Ansatz um Akzeptanz für dieses Projekt […] zu erzeugen“ lobte. Um am Ende sagen zu können „Wir haben mit allen Seiten gesprochen…“ wurde vermeintliche Teilhabe an der Entscheidung, wie es weitergehen soll, suggeriert. Der Erhalt von Klima und Umwelt ist nicht verhandelbar und eine radikale klima- und sozialgerechte Mobilitätswende zwingend erforderlich! Deshalb nahmen wir die Einladung nicht an. Nachdem schon in der ersten Sitzung klar wurde, dass der Punkt Klimaschutz nur unter ferner liefen besprochen werden würde, verließ auch Leinemasch Bleibt den Runden Tisch. Nur das Bündnis gegen den Ausbau des Südschnellwegs  versuchte weiter hart in diesem Gremium für Vernunft und Übernahme von Verantwortung seitens Politik & Wirtschaft zu arbeiten. Nichtsdestotrotz war das Ergebnis leider wie zu erwarten: Der Ausbau soll wie geplant durchgeprügelt werden. Der Protest geht also weiter!
Die erste Rodungssaison ging somit vorbei und die Baufirma Porr hat zusammen mit der Abrissfirma Hagedorn zwei Container-Burgen an der Schützenallee errichtet und mit dem Bau der Behelfsbrücke für den Tunnelbau begonnen. Aber auch wir blieben nicht untätig. Tümpeltown ist inzwischen mehr als ein Ort des Widerstands. Tümpeltown ist ein offener Freiraum und somit ein Ort für verschiedenste Veranstaltungen, hierarchiefreies Zusammenleben, politische Aktionen, Lernen & Skillsharing, Politisieren, Chillen, Bauen, Vernetzen und freier Gestaltung für alle, die keine Faschos, Macker oder Cops sind und sich mit unseren Werten identifizieren können. Seit Sommer haben wir zudem Verstärkung von Egon und Gerda bekommen. Diese beiden Biber haben seither im Tümpel, der namensgebend für unsere Besetzung ist, ein Zuhause gefunden, wie unsere monatelangen Wildkameraaufnahmen beweisen. Gemeinsam kämpfen wir für das Ende von Kapitalismus, Staat, Patriarchat, Herrschaft, Rassismus und  Diskriminierung! Am 1. Oktober 2023 waren über 6.000 Menschen für die Leinemasch auf der Straße und Ende Gelände hat zeitgleich mit der Besetzung der Südschnellweg-Baustelle das fossile Weiter-so eindrucksvoll unterbrochen. Seitdem befinden wir uns wieder in der Rodungssaison. Räumung und Rodung drohen somit akut. Also komm bereits jetzt dazu und besetze mit! Leinemasch bleibt!