Unter all dem Gepöbel, was mensch als Aktivist*in immer mal wieder zu hören oder zu lesen bekommt, taucht diese plumpe Aufforderung auf: „Geht mal arbeiten!“. Je öfter und je länger ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich sie.
Arbeite ich nicht? Sei es eine Waldbesetzung, andere aktivistische Arbeit oder ganz zu Schweigen von Care Arbeit wie Putzen, Kochen usw. – das alles ist zweifelsohne Arbeit. Nur wird diese nicht bezahlt und wird deshalb in diesen kapitalistischen Verhältnissen unsichtbar gemacht und abgewertet.
Aber wer brüllt denn da „Geht mal arbeiten!“? Das Jobcenter ist es wohl eher nicht sondern vielmehr Menschen, die einer Lohnarbeit nachgehen. Warum interessiert es diese Menschen, was ich mache? Warum treten diese Menschen gemäß der Doktrin des Kapitalismus nach unten (wo sie mich zumindest verorten würden) statt über sich zu den Ausbeuter*innen blicken? Ausgebeutet werden, konsumieren, sterben – ist das wirklich ein erstrebenswerter Lebensentwurf? Glauben diese Menschen kleine Kapitalist*innen zu sein obwohl sie lohnarbeiten? Was ist das für ein Klassenbewusstsein? Ein einziges Prozent der Weltbevölkerung besitzen mehr als die übrigen 99 Prozent zusammen. Glaubt noch irgendwer die ganzen Lügen wie „American Dream“ oder „Trickle Down Effect“?
Oder wird der ganze Frust und die ganze Wut, die durch die menschenfeindliche System hervorgerufen wird, an der Stelle auf Aktivist*innen, die dem zu entfliehen versuchen, projiziert? Ich für meinen Teil habe nach Jahren der Lohnarbeit/Ausbeutung beschlossen nicht mehr für sondern gegen dieses tödliche kapitalistische System zu arbeiten. Ich möchte mich nicht kaputt machen lassen für die Profite weniger, ich möchte keine Steuern zahlen für diese klimaterroristische Politik, Cops, AfD, Frontex usw… Ich möchte frei sein. Ich möchte arbeiten, aber für eine besserere Welt. Mir ist bewusst, dass dieser Weg ein Privileg ist, dass nicht alle haben, aber Privilegien sind auch dazu da um sinnvoll genutzt zu werden und das möchte ich versuchen so gut ich nur kann.
Ich träume von einer Welt in der wir solidarisch zusammenleben. Frei von Leistungszwang, Verwertungslogik, Eigentum und Geld bzw. Tausch-Logik. Jede*r bringt sich nach individuellen Fähigkeiten und Interessen ein. Jede*r erhält, was individuell benötigt wird. Eine Gesellschaft, die Kapitalismus, Staaten, Patriarchat, Herrschaft, Rassismus und etwaigen Diskriminierungsformen befreit ist, das ist mein Traum.
In diesem Sinne: Lasst mal arbeiten gehen! Gegen diese kapitalistische Dystopie für eine bessere Welt! Und das gerne gemeinsam Hand in Hand statt gegeneinander…